Stress und das Kiefergelenk
13. November 2018
Mentaler Stress und dessen Auswirkung auf die Kaumuskulatur
Mentaler Stress hat einen grossen Einfluss auf den menschlichen Körper! Sehr oft zeigt sich dies auch mit Auswirkungen auf die Kaumuskulatur. Hat man sich nicht auch schon selber dabei beobachtet, wie man bei besonders stressigen Situationen ganz unbewusst auf die Zähne beisst. Oder man erwacht in der Nacht, weil man so fesst die Zähne presst oder knirscht… Und dann wundert man sich, warum man an den Wangen so verspannt ist und Schmerzen im Kiefergelenk oder auch in den Zähnen hat.
Wenn Sie diese Erfahrung selbst schon gemacht haben, wird es sich lohnen hier weiter zu lesen!

Zuerst zur Begriffserklärung: Was ist «mentaler Stress»?
Der Begriff «Stress» ist ein unangenehmer, oder sogar bedrohlich erlebter Ungleichgewichtszustand zwischen Anforderungen (sozial, beruflich, mental) und Belastbarkeit. Stress entsteht, wenn die qualitativen und quantitativen Anforderungen an eine Person grösser sind, als ihre Fähigkeit diese zu bewältigen. Ein Mensch kann in der Regel gut mit Stress umgehen. Es wird erst gefährlich, wenn man dauerhaft zu starker Belastung ausgesetzt ist, oder ein Mangel an Entlastungsfaktoren besitzt. Unter «mentalen Stress» versteht man eine Stresssituation mit einer gesteigerten geistigen Erregung oder emotional ausgelösten Stress (z.B. Verlust eines Angehörigen).
In diesem Beitrag handelt es sich ausschliesslich um den negativen Stress, der auch Distress genannt wird.
Wichtigkeit dieser Thematik
Stress gehört laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den grössten Gesundheitsgefahren des 21. Jahrhunderts. Wird der Stress irgendwann chronisch, können verschiedene Symptome auftreten:
Unangenehme Gefühle wie Wut, Angst und Überforderung
Körperliche Auswirkungen wie erhöhte Muskelspannung, Bluthochdruck sowie gesteigerter Herzschlag
Verändertes Verhalten wie Vergesslichkeit und Konzentrationsschwäche
Die Konsultationsrate durch Beschwerden des Muskuloskelettal Systems bei Osteopathen liegen bei 80.9%, wovon ein Teil davon die Kaumuskulatur ausmacht. Es ist bis heute nicht wissenschaftlich erklärt, wie und warum sich der Stress auf diese Muskeln auswirkt. Man kann lediglich nachweisen, dass es bei mentalen Stress zu einer Aktivierung des Sympathikus kommt, welcher einen gewissen Einfluss auf verschiedene Körperregionen hat und somit womöglich auch auf die Kaumuskulatur. Auch existieren Theorien im Zusammenhang mit der Evolution des Menschen. Jedenfalls wird oft beobachtet, dass viele von den Betroffenen mit stressbedingten Kopfschmerzen und Spannung der Kaumuskulatur, mit grosser Wahrscheinlichkeit unter chronisch mentalen Stress leiden.
Denn durch die ständige mentale Anspannung, beissen die Betroffenen ohne zu merken ihre Zähne fest aufeinander, was zur ständigen Aktivität der Kaumuskulatur führt, was wiederum bei längerem Anhalten zu Verspannungen führt.
Mögliche Beschwerdenbilder und ihre Folgen
Es ist wichtig Hilfe zu holen, sobald man solche Verspannungen spürt. Die Folgen davon können mild bis gravierender ausfallen:
Myofasziale Verspannungsschmerzen der Kaumuskulatur sowie weiterführend auch Nacken- und Schultermuskeln, wobei es bis zum Oberkörper und entlang der Wirbelsäule weiterwandern kann
Kopfschmerzen um die Schläfen herum die chronisch werden können
Schmerzen oder Probleme des Kiefergelenks bis zum Gelenksverschleiss
Migräne sowie Konzentrationsabfall
Rückgang des Zahnfleisches
Zahnfleischentzündung
Abbau von Zahnschmelz
Lockern und sogar Abfallen der Zähne
Therapeutische Ansätze der Osteopathie und Physiotherapie
Für Osteopathen und Physiotherapeuten sind diese Muskeln ein täglicher Begleiter. Sie können natürlich den Patienten deren Stress nicht wegzaubern. Es bleibt weiterhin die Aufgabe des Patienten den Stressauslöser zu identifizieren und anzugehen.
Jedoch sind sie sehr gut in der Behandlung der Folgen, mit dem Ziel:
die Beschwerden zu lindern (siehe oben)
Schmerzen zu reduzieren
progressive Destruktion des Gewebes entgegenzuwirken
Sie können den Patienten Abhilfe verschaffen, indem sie direkt auf die betroffenen Kau- und Kopfmuskulatur eingehen und die myofaszialen Strukturen durch Dehnung oder Massagetechniken lösen. Auch ist Dry Needling eine sehr effektive Methode, schmerzhafte Triggerpunkte in dem Bereich des Kiefergelenkes zu behandeln und zu eliminieren. Die mit dem Kiefer verbundenen Faszien werden gelöst und der Zug auf das Gelenk und den Kopf wird normalisiert.
Mittels manuellen Gelenkstechniken kann das Kiefergelenk auch selber behandelt und eventuelle Bewegungseinschränkungen reduziert und optimiert werden.
Daneben steht bei einer physiotherapeutischen oder osteopathischen Behandlung immer auch die Aufklärung und Instruktion über den Beschwerde- und Auslösemechanismus. Oft hat man Schmerzen und ist sich selber des Grundes nicht bewusst. Durch das breite Wissen über Abläufe und Wechselwirkungen des menschlichen Körpers können Therapeuten wichtige Aufklärungsarbeit leisten und helfen, sich dem auslösenden Problem bewusst zu werden. Änderungen in Umgang mit den Stressfaktoren zu erarbeiten sind wichtige Schritte in einer erfolgreichen Therapie.
Dort muss jedoch jeder Patient selber angreifen und mitwirken, um sich dem schlechten und ungesunden Stress entgegen zusetzten und alte Muster zu durchbrechen.
Entspannungs-, Atem- oder Bewusstseinsübungen können mit dem Physiotherapeuten erarbeitet werden und zu einer Verbesserung der Beschwerden beitragen.
Wenn Sie uns brauchen, wir sind gerne für Sie da!
Ihr BodyLab Team – Ihre Spezialisten für körperliche Beschwerden
Osteopathie und Physiotherapie | Rehabilitation und Training
Zürich Altstetten
Titelbildnachweis

Henry Vandyke Carter creator QS:P170,Q955620 Henry Gray creator QS:P170,Q40319, Gray309, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons