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Frozen Shoulder - Pathologie und Therapieansätze

9. September 2018

Frozen Shoulder
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Immer wieder sehen wir in unserer Praxis BodyLab, Osteopathie und Physiotherapie | Rehabilitation und Training in Zürich, Patienten mit einer schmerzhaften Schulter und zusätzlich eingeschränkter Beweglichkeit. Oft abwartend, gingen die Patienten erst nach einigen Monaten zum Arzt, nachdem sich bereits eine deutliche Bewegungseinschränkung manifestiert hatte.

In diesem Blog befassen wir uns mit der Entstehung und Ursache einer sog. Frozen Shoulder (eingefrorene / steife Schulter), mit dem Ziel, Patienten aufzuklären und zu informieren, um somit eventuell eine frühere Diagnosestellung zu ermöglichen.  Des Weiteren werden Behandlungsmöglichkeiten angesprochen und versucht, deren Effektivität anhand diverser Studien zu diskutieren und beurteilen.

Was versteht man unter einer Frozen Schulter

Eine Frozen Shoulder (englisch: eingefrorene Schulter) oder auch umgangssprachlich schmerzhafte Schultersteife genannt, ist eine meist und speziell zu Beginn des Verlaufs schmerzhafte Einschränkung der passiven und aktiven Beweglichkeit der Schulter.

In der allgemeinen orthopädischen Literatur werden 3 Stadien der Krankheit beschrieben:

  • Phase I: Eine anfängliche Entzündungsphase, die sich oft durch starke Schmerzen kennzeichnet, spez. auch Nachts

  • Phase II: Eine zweite Phase der Versteifung bei der sich nach und nach zusätzlich zu den Schmerzen eine Bewegungseinschränkung manifestiert. Meistens gestalten sich mit der Zeit Alltagsbewegungen, wie z.B. das Anziehen von Kleidungsstücken, dem Anschnallen des Sicherheitgurtes im Auto schwieriger; ziehende oft einstechende Schmerzen treten meist im ventralen Schulterbereich auf

  • Phase III: Eine dritte Phase, bei der sich langsam und mit Hilfe und Unterstützung von manuellen Mobilisationstechniken der Physiotherapie die normale Beweglichkeit wiedereinstellt und die Schmerzen verschwinden

Ursachen der Entstehung

Meistens entsteht eine Frozen Shoulder ideopatisch (heisst, der Entstehungsgrund und Ursache sind in diesem Fall unbekannt). Studien deuten aber darauf hin, dass Diabetes, Schultertraumen (wie z.B. Rotatoren-Manschetten Verletzungen, Verletzungen der langen Biceps-Sehne, Impingement Problemen), Schilddrüsenerkrankungen, erhöhtes Körpergewicht sowie zervikale Spondylose mit einem deutlich erhöhten Entstehungsrisiko einhergehen [1]. Faktoren wie berufliche und sportliche Aktivität scheinen keinen Einfluss zu haben. Der Einfluss von psychischen Problemen und Stress wird in der Literatur diskutiert, ist jedoch nicht klar erwiesen. Interessant ist auch, dass viele Leute nach einer Frozen Shoulder oft auch eine zweite in der anderen Schulter entwickeln.

Was passiert im Körper

Die Physiopathologie der Frozen Shoulder bleibt bis heute weitgehend ungeklärt. Studien zeigen, dass eine Kapselentzündung einerseits durch eine Synovitis, andererseits durch eine kapsuläre Fibrose gekennzeichnet ist. Zytokine sowie eine erhöhte Aktivität des Immunsystems scheinen Vorreiter für eine anschliessende Fibrosierung des Schultergelenkes zu sein, dass durch eine erhöhte Aktivität der Fibroblasten verursacht wird.

Braus, Hermann, Braus 1921 148, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Erkennung Anfänge einer Frozen Shoulder

Viele Patienten erkennen die Anfänge einer Frozen Shoulder nicht und stellen sich erst spät dem Arzt vor. Dies weil man die komplizierte und automatische Bewegung der Schulter selber oft nicht wahrnimmt, sondern eher daran denkt wie und wohin sich die Hand bewegt. Anfängliche Ausweichbewegungen werden oft zu spät bemerkt. Folgen sind fortgeschrittene fibrosierende Prozesse und somit sehr häufig ein langwieriger Therapieverlauf. Sollten sie als Patient brennende oder ziehende Schmerzen, die anfänglich oft in der Nacht auftreten, in der Schulter spüren, so sollten sie nicht zu lange warten und die Symptomatik von einem Spezialisten abklären lassen.

Das Schultergelenk ist sehr komplex. Das Gelenk muss den Spagat zwischen einer guten Mobilität und gleichzeitiger Stabilität meistern. Bereits kleinste Veränderung oder Überbelastungen können zu Problemen im Schultergelenk führen.

Die Diversität der Folgeerscheinungen ist gross, die Diagnosestellung oft komplex und sollte wie bereits erwähnt einer Fachperson überlassen werden.

Effektive Therapieformen

  • Mehrere Studien zeigen eine hohe kurzzeitige Effektivität einer Kortison-Infiltration zur Schmerz- und Entzündungshemmung vor allem während der Entzündungsphase [4,7]. Dies ist aus unserer Sicht, vor allem bei Leuten, welche bereits die zweite Frozen Schulter haben, gerade in einem frühzeitigen Stadion, unter Umständen sinnvoll, jedoch nur in Begleitung von passiver manueller Therapie!

  • Lasertherapie ist stark indiziert für eine früh- und kurzzeitige Schmerzreduktion, verbessert aber die Funktionalität und das Bewegungsausmass nicht [4,7]

  • Aktive Bewegungstherapie, passive physiotherapeutische oder osteopatische Mobilisation sind stark indiziert zur Schmerz- und Bewegungsverbesserung im Stadium 2 und 3 einer Frozen Shoulder [4,5]

  • Elektrotherapie, Ultraschall, Wärmetherapie können kurzfristig zur Schmerzreduktion angewendet werden. Langzeitstudien zeigen aber wenig Effekt [7]

  • Die Effektivität der Akkupunkt konnte nicht bewiesen werden [7]

  • Als letzte Möglichkeit zeigt sich eine operative arthoskopische Kapsellösung (Artholyse) als effektiv. Bei dieser wird die entzündete Gelenkschleimhaut sowie Verklebungen der Kapsel teilweise oder ganz entfernt. Diese Methode stellt jedoch die letzte Möglichkeit der Beschwerdeverminderung dar und wird meistens erst nach Monaten oder Jahren einer ineffektiven konservativen Therapie angewandt [6,7]

Zusammenfassend ist eine schnelle Diagnosestellung hilfreich. Eine frühzeitige ärztliche Beurteilung mittels MRT wird empfohlen, sodass bei Bedarf infiltriert werden und somit die Entzündungsphase eingedämmt werden kann. Nach Abschluss oder gegen Ende der ersten Phase sollte ein rascher Beginn der konservativen Therapie stattfinden. Aktive Bewegungstherapie sowie das Erlernen spezifischer Heimübungen sind essentiell für den weiteren Verlauf. Nichtsdestotrotz ist der wichtigste Faktor das Durchhaltevermögen. Der Verlauf kann trotz intensiver konservativer Therapie mehrere Monate oder sogar Jahre dauern.

Sollten sie also eventuell ähnliche Symptome verspüren, nehmen sie es nicht auf die leichte Schulter! Melden sie sich bei uns oder ihrem Arzt.


Wenn Sie uns brauchen, wir sind gerne für Sie da!

Ihr BodyLab Team – Ihre Schulter Spezialisten
Osteopathie und Physiotherapie | Rehabilitation und Training

Zürich Altstetten 



Literaturhinweise

[1] Case control study of risk factors for frozen shoulder in China.

Li W, Lu N, Xu H, Wang H, Huang J.

Int J Rheum Dis. 2015 Jun;18(5):508-13. doi: 10.1111/1756-185X.12246. Epub 2014 Jan 18.

[2] Primary frozen shoulder: brief review of pathology and imaging abnormalities

Kazuya Tamai, Miwa Akutsu, and Yuichiro Yano.

J Orthop Sci. 2014; 19(1): 1–5. Published online 2013 Dec 4. doi: 10.1007/s00776-013-0495-x

[3] The pathology of frozen shoulder.

Hand GC, Athanasou NA, Matthews T, Carr AJ.

J Bone Joint Surg Br. 2007 Jul;89(7):928-32.

[4] The effectiveness of physiotherapeutic interventions in treatment of frozen shoulder/adhesive capsulitis: a systematic review.

Jain TK, Sharma NK.

J Back Musculoskelet Rehabil. 2014;27(3):247-73. doi: 10.3233/BMR-130443.

[5] Mobilization techniques in subjects with frozen shoulder syndrome: randomized multiple-treatment trial.

Yang JL, Chang CW, Chen SY, Wang SF, Lin JJ.

Phys Ther. 2007 Oct;87(10):1307-15. Epub 2007 Aug 7.

[6] Arthroscopic capsular release for idiopathic frozen shoulder with intra-articular injection and a controlled manipulation.

Smith CD, Hamer P, Bunker TD.

Ann R Coll Surg Engl. 2014 Jan;96(1):55-60. doi: 10.1308/003588414X13824511650452.

[7] Frozen shoulder: the effectiveness of conservative and surgical interventions–systematic review.

Favejee MM1, Huisstede BM, Koes BW.

Br J Sports Med. 2011 Jan;45(1):49-56. doi: 10.1136/bjsm.2010.071431. Epub 2010 Jul 20.


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