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Chronische Sprunggelenk Instabilität

6. Mai 2022

Laut Statistiken des Bundesamts für Unfälle (2015) befindet sich fast jede 4. Sportverletzung, aber auch fast jede 6. Verletzung im Haushalt und in der Freizeit im Bereich des Sprunggelenkes [4]. So gehören Verletzungen im oberen Sprunggelenk sicherlich zu den häufigsten Sportverletzungen in der Sporttraumatologie [1–3].

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein Supinationstrauma. Bei dieser Verletzung wird der Fuss um drei Bewegungsachsen nach innen umgekippt. Im Fachjargon spricht man von einer Plantarflexion, Adduktion und Inversion des Fusses. Aufgrund der starken Dehnung des äusseren (lateralen) Bandkomplexes des Sprunggelenkes wird dieser häufig überdehnt und somit verletzt. Es besteht die Gefahr, dass sich aus dieser akuten Verletzung als Spätfolge eine chronische Sprunggelenk Instabilität entwickeln kann.

Mehr über den Aufbau und die Anatomie des Sprunggelenkes, wie auch mehr über Verletzungsmechanismen finden Sie in unserem ersten Blog «Akutes Supinationstrauma, Bänderverletzungen des Fusses».

Die Therapie wie auch das Beschwerdebild können sich zwischen dem akuten Supinationstrauma und einer chronischen Sprunggelenk Instabilität gross unterscheiden. In diesem Beitrag legen wir den Fokus auf die chronische Instabilität.

Die Chronifizierung

Die Folgen eines akuten Supinationstrauma zeigen sich langfristig oft erst mit der Zeit. Die überdehnten Bandstrukturen unterstützen einerseits die Gelenkstabilität nicht mehr genug, andererseits werden Dehnungssignale für die propriozeptiven Signale zur Ansteuerung der Muskeln nicht mehr rechtzeitig ausgelöst. Durch eine Überlastung der Muskulatur kann dies in 20-40% der Fälle von einem akuten Supinationstrauma zu einer chronischen Sprunggelenk Instabilität führen [1,3].

Chronische Fussgelenkinstabilität

Die Chronische Fussgelenkinstabilität ist gekennzeichnet durch immer wiederkehrende Supinationstraumata, persistierende Schmerzen im oberen Sprunggelenk, Mühe bei Belastung, einem subjektiven Instabilitätsgefühl oder Schwierigkeiten beim Gehen (speziell auf unebenem Gelände) [1,5].

Diese Instabilität kann mechanisch und/oder funktionell zum Ausdruck kommen.

Die mechanische Instabilität beinhaltet unter anderem pathologische ligamentäre Insuffizienzen und Einschränkungen nach Auftreten von Kapsel-Band-Verletzungen (z.B. durch Vernarbungen, schlechte Wundheilung), sowie ein eingeschränktes Bewegungsausmass in der Dorsalextension (Zehen zu sich ziehen).

Die funktionelle Instabilität zeigt sich durch ein muskuläres Defizit und das subjektive Instabilitätsgefühl. Grund dafür ist unter anderem die Verschlechterung des propriozeptiven neuromuskulären Potentials, welches zu einer reduzierten Gelenkskontrolle führt [1,6]. Dies wurde bereits im Jahr 1965 in einer Studie erforscht: es konnte festgestellt werden, dass häufige ligamentäre Verletzungen des Sprunggelenks zu einem Wahrnehmungsdefizit führt, welches Einfluss auf die umliegende Muskulatur hat (vermindertes propriozeptives neuromuskuläres Potential) [7].

Folgen der chronischen Fussgelenksinstabilität

In 55% der Fälle ist die chronische Fussgelenksinstabilität die Hauptursache für die ligamentäre posttraumatische Osteoarthrose[8]. Eine retrospektive Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass es bei Personen mit einer chronischen Fussgelenksinstabilität, aufgrund von repetitiven Supinationstaumata, früher zu einer osteochondralen Läsion des Talus kommt [9]. Das bedeutet, dass der Knochen, welcher Unterschenkel und Fuss miteinander verbindet verfrüht eine Arthrose aufweist, welche sich in Belastungsschmerzen, Schwellung und eingeschränkte Beweglichkeit des Fussgelenks zeigen kann. Damit diese Folgen möglichst verhindert werden, wird bereits eine adäquate Behandlung in der akuten Phase empfohlen. Ansonsten ist eine effiziente Behandlung der chronischen Fussgelenksinstabilität von grosser Bedeutung.

Therapie und Behandlung der chronischen Sprungelenk Instabilität

Die therapeutische Behandlung basiert auf den mechanischen und den funktionellen Aspekten. Das bedeutet, dass einerseits die Beweglichkeit und andererseits die motorische Ansteuerung verbessert werden soll.

Bei der Behandlung der mechanischen Instabilität werden sämtliche Gelenke des Fusses, wie auch der unteren Extremität auf ihre Beweglichkeit getestet. Die gefundenen Einschränkungen werden anschliessend durch aktive und passive Mobilisation verbessert, damit die korrekte dynamische Sprunggelenksbiomechanik wiederhergestellt werden kann [10].

Dies kann durch manuelle Techniken in der Osteopathie und der Physiotherapie erfolgen.

Gerade bei chronischer Fussgelenkinstabilität sollte jedoch die funktionelle, aktive Therapie und Behandlung eindeutig im Vordergrund stehen!

In dieser ist das Ziel wieder alle Aktivitäten bedenkenlos ausführen zu können, die Angst von der schlechten Bewegung abzulegen und das Vertrauen in das Gelenk wieder zu steigern. Hauptsächlich geht es dabei um aktive Übungen und Trainingsformen, bei welchen Koordination, Gleichgewicht, Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit trainiert werden. Einen kontinuierlichen Aufbau ist dabei von grosser Bedeutung. Das heisst es wird mit einfachen statischen Übungen begonnen, bevor der Schwierigkeitsgrad mit dynamischen und komplexeren Übungen erhöht wird. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass mit der Zeit auch nicht-zyklische, sportspezifische  Übungen gemacht werden, um das Gelenk auf die realen Bedingungen während dem Sport oder auch im Alltag vorzubereiten [11].

Fazit

Unterschätzen Sie die Verletzungen durch ein Supinationstrauma des Fusses nicht. Gerade wenn Sie öfters Ihren Fuss verknicken sollten sie dies nicht auf die leichte Schulter nehmen! Denn ein akutes Supinationstrauma kann zu einer chronischen Sprunggelenk Instabilität führen, obwohl die Verletzung auf den ersten Blick vielleicht ziemlich harmlos wirkt! Lassen Sie dies abklären und ziehen Sie eine adäquate Behandlung, um Folgeschäden oder Schmerzen zu verhindern, in Betracht.

Denn eine verfrühte Arthrose im Sprunggelenk ist in über der Hälfte der Fälle eine mögliche Spätfolge einer akuten Supinationsverletzung bzw. chronischen Sprunggelenk Instabilität des Fusses.

Auch wenn Sie sich seit Jahren immer wieder vertreten und lockere Bänder haben, ist es nicht zu spät, Sie mit einer angepassten Therapie zu unterstützen!


Wenn Sie uns brauchen, wir sind gerne für Sie da!

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Zürich Altstetten


Literaturhinweise

1.         Chronische Instabilität des oberen Sprunggelenks im Sport – ein Review für Sportärzte.

Valderrabano V, Leumann A, Pagenstert G, Frigg A, Ebneter L, Hintermann B.

Sportverletz Sportschaden. 28. Dezember 2006;20(04):177–83.

2.         Predicting balance improvements following STARS treatments in chronic ankle instability participants.

Wikstrom EA, McKeon PO.

Journal of science and medicine in sport. 2017;20(4):356–61.

3.         Six Sessions of Anterior-to-Posterior Ankle Joint Mobilizations Improve Patient-Reported Outcomes in Patients With Chronic Ankle Instability: A Critically Appraised Topic.

Wikstrom EA, Bagherian S, Cordero NB, Song K.

Journal of sport rehabilitation. 2018;1–4.

4.         bfu_2.265.01_status 2015 – statistik der nichtberufsunfälle und des sicherheitsniveaus in der schweiz.pdf.

5.         Das akute Supinationstrauma des oberen Sprunggelenkes – eine Bagatelle?

Leumann A, Tsaknis R, Wiewiorski M, Valderrabano

V. :3.

6.         Leumann A, Frigg A, Pagenstert G, Ebneter L, Hintermann B, Dick W, u. a. PRÄVENTION. Sports Orthopaedics and Traumatology Sport-Orthopädie – Sport-Traumatologie. September 2006;22(3):155–

7.         The etiology and prevention of funktioncal instability of the foot.pdf.

8.         Ligamentous Posttraumatic Ankle Osteoarthritis.

Valderrabano V, Hintermann B, Horisberger M, Fung TS.

Am J Sports Med. 1. April 2006;34(4):612–20.

9.         Early stage and small medial osteochondral lesions of the talus in the presence of chronic lateral ankle instability: A retrospective study.

Ikoma K, Kido M, Maki M, Imai K, Hara Y, Ikeda R, u. a.

Journal of Orthopaedic Science 2020 Jan;25(1):178-182. doi: 10.1016/j.jos.2019.02.003. Epub 2019 Feb 21

10.      Joint mobilization improves spatiotemporal postural control and range of motion in those with chronic ankle instability.

Hoch MC, McKeon PO.

Journal of orthopaedic research : official publication of the Orthopaedic Research Society. 2011;29(3):326–32.

11.      acute_ankle_sprain_KNGF-Guidline.pdf.


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