Dry Needling ist eine wirksame minimalinvasive Ergänzung zur manuellen Triggerpunkt Therapie zum Lösen von myofaszialer Triggerpunkte (MTrP). Hierbei wird der MTrP gezielt mit einer Akupunkturnadel (ohne Medikamente) gestochen um die Verspannung im Muskel zu lösen.
Das Vorgehen beim Dry Needling unterliegt drei Schritten. Wie bereits bei der manuellen Triggerpunkt Therapie wird der Hartspannstrang mit zugehörigem MTrP mittels genauer Palpation lokalisiert und die auffällig druckdolente Zone eingegrenzt.
Mit der Nadel wird in diese Zone gestochen und der MTrP durch Fächer- oder Kegeltechnik identifiziert. Dabei achtet der Physiotherapeut auf die Eigenbewegung der Nadel, der sogenannte Twitch Response. Diese Twitch Response ist bei der manuellen Untersuchung und Behandlung oft schwer auslösbar – beim Dry Needling jedoch sehr gut spür- und auslösbar. Neuere Studien zeigen, dass Dry Needling am effektivsten ist, wenn es zu dieser lokalen Twitch Response kommt.
Die Hypothese dahinter ist, dass durch den Einstich die betroffene Muskelfaser schneller depolarisiert und sich dies in den Zuckungen manifestiert. Nachdem die Twitch Response abklingt, sinkt die spontane elektrische Aktivität der Muskelfaser und die Schmerzen und die Dysfunktion nehmen dramatisch ab.
Die Behandlung selbst hat wiederum verschiedene Vorgehen. Bei der dynamischen Technik wird die Triggerpunktzone im Halbsekundenrhythmus mit kurzen Amplituden stimuliert. Bei der statischen wird der Triggerpunkt so exakt wie möglich gestochen. Hierbei bleibt die Nadel im MTrP stecken und kann zusätzlich über „Twisten“ oder „Pushen“ gelöst werden.
Bei beiden Techniken beobachtet der Physiotherapeut die Reaktionen der Nadel und des Patienten. Die Twitch Response zeigt sich im Zucken des Hartspannstranges und der Akupunkturnadel. Um die Nadel entsteht ein aggressiver Lokalschmerz oder ein unangenehmes Krampfgefühl. Ausserdem sollte der bekannte Schmerz (referred pain) des Patienten auftreten.
Die Nadel lässt man 20-30 Sekunden bis mehrere Minuten im MTrP stecken oder bis zur Ermüdung des Schmerzes oder des Krampfes. Oder bis der Patient „Stopp“ sagt.
Das Ziel des Dry Needling ist dasselbe wie bei der manuelle Triggerpunkt Therapie. Die kontrahierte Stelle im Hartspannstrang soll sich lösen und die postinterventionelle Entzündungsreaktion aktiviert werden. Der Muskel entspannt sich.