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Akutes Supinationstrauma - Bänderverletzungen des Fusses

6. Januar 2020

Supinationstrauma, Verstauchung, Bänderverletzungen oder Bänderrisse des Fusses
Supinationstrauma, Verstauchung, Bänderverletzungen oder Bänderrisse des Fusses
Supinationstrauma, Verstauchung, Bänderverletzungen oder Bänderrisse des Fusses

Supinationstrauma, Verstauchung, Bänderverletzungen oder Bänderrisse des Fusses

Bänderverletzungen des Sprunggelenks (Inversionstraumen, Knöchelverstauchung, Bänderriss) sind sehr häufig und oft vorkommende Verletzungen, sei dies im Alltag durch einen einfachen Fehltritt oder, fast noch mehr, bei verschiedensten Freizeit- und Sportaktivitäten (siehe Unfallstatistik bfu): Eine Sprunggelenkverletzung ist eine der meist-häufigsten muskuloskeletalen Verletzungen des menschlichen Bewegungsapparates weltweit.

Boldie, Sprained foot, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Trotzdem sehen wir bei uns im BodyLab Osteopathie und Physiotherapie, Rehabilitation und Training in Zürich je nach Spital oder Arzt verschiedene und ganz andere Vorgehensweise und ärztliche Versorgungen: Von Gips und Braces mit oder ohne Gehilfen über Tapes bis hin zu keiner immobilisierenden Unterstützung und reiner physiotherapeutischer Überweisung – dies vor allem bei Sportärzten…

Durch die hohe Anzahl an Verletzungen befassen sich verschiedenste wissenschaftliche Publikationen und Untersuchungen mit diesem Thema. Und auch wir von BodyLab haben etwas in der Literatur recherchiert.

Wie in unserem Blog Kreuzbandverletzungen bereits erwähnt, haben verschiedene Länder ihre eigenen Gremien / Medical Boards, welche für solch häufig auftretende Verletzungen entsprechend dem aktuellen Stand der Wissenschaft Guidelines erarbeiten und herausgeben. Guidelines sind Richtlinien, welche dem Therapeuten helfen sollen, zu beurteilen, ob der Wundheilungsverlauf einer Verletzung normal verläuft oder nicht, und adequate Therapie-und Behandlungsinterventionen untersucht und empfiehlt. Sie geben Informationen zum Rahmen, stellen eine Referenz dar.

Wir finden die hölländische «KNGF-Guideline for physical therapy in patients with acute ankle sprain» ein wichtiges und gutes Paper: denn in Holland können Patienten direkt zu einem Physiotherapeuten (ohne ärztliche Überweisung), wodurch ein Physiotherapeut wissen muss, was wann getan werden muss! Er muss sich auf seine Differentialdiagnostik verlassen können – und diese auch beherrschen.

Anatomie und Funktion Fussbänder – Kapsel

Das Fussgelenk stellt die Verbindung und somit die Kraftübertragung vom Körper/Unterschenkel zum Fuss/Boden. Es besteht aus 2 Gelenksteilen – dem oberen Sprunggelenk, gebildet durch die Verbindung vom Waden- und Schienbein (Knöchel) mit dem Talus, und dem unteren Sprunggelenk wobei Talus auf Calcaneus trifft.

Den grössten Teil der Stabilität im Sprunggelenk wird durch die Anordnung der Knochen und durch die Kapselbildung der vielen Bänder erreicht. Die Muskeln um das Sprunggelenk haben ihren Ursprung im Unterschenkel und werden mit Ausnahme der Achillessehne über Retinacula (Bandstrukturen) oder Knochenkerben umgeleitet. Somit setzten die Muskeln nicht direkt am Sprunggelenk an.

Medial und lateral wird das Gelenk von Bändern stabilisiert. Auf der medialen Seite zieht das breite Deltaband fächerförmig vom Innenknöchel zum Talus sowie dem Os Naviculare (Fusswurzelknochen) und dem Calcaneus (Ferse). Anatomisch wird das Deltaband in 4 Teile unterteilt. Die Hauptaufgabe des Deltabandes ist die Stabilisation gegen den Knickfuss (Valgisierung) und die Hemmung der Eversion. Es ist eines der stärksten Ligamente des Körpers.

Henry Vandyke Carter creator QS:P170,Q955620 Henry Gray creator QS:P170,Q40319, Gray354, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Auf der Aussenseite bilden 3 verschiedene Bänder das Aussenband –  das Ligamentum calcaneofibulare und die Ligamenten talofibulare anterius und posterius. Sie ziehen jeweils vom Aussenknöchel zum Calcaneus respektive zu Teilen des Talus.

Henry Vandyke Carter creator QS:P170,Q955620 Henry Graycreator QS:P170,Q40319, Gray355, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Bereits aufgrund der strukturellen Unterschiede des Innenbandes und der Aussenbänder (Breite und Anordnung) lässt sich erahnen, dass die Innenseite des Sprunggelenkes durch passive Strukturen viel stärker stabilisiert wird. Auch spürt man selber, dass der Fuss nach innen weiter bewegt werden kann als nach aussen.

Geraten die «schwächeren» Aussenbänder bei einem Fehltritt und einknicken des Fusses auf zu grosse Spannung, kann es leicht zu Überdehnungen dieser Aussen-Bänder oder Bänderrissen kommen. 

Verletzungen und Verletzungsmechanismen

Durch ein Vertrampen und nach Innenknicken des Fusses kommt es zu einer zu grossen Bewegung des Fusses, wodurch meist (und als erstes) das Lig. talofibulare anterior in Mitleidenschaft gezogen wird. Je nach schwere und Krafteinwirkung kann dieses Band überdehnt oder sogar gerissen werden. Es kann zu weiteren Kapselverletzungen (da ja die Bänder mit der Kapsel meistens verwachsen sind), weitere Bänderrise des Fusses (z.B. Lig. bifurcatum) oder sogar zu Syndesmoseverletzungen (Verbindung zwischen Schien- und Wadenbein) kommen. Weiter können Knochenabrisse oder Frakturen entstehen.

Durch die viereckige anatomische Form des Talus kommt es auch oft zu Impressionsverletzungen des Gelenkknorpels in der Schienbein-Wadenbein Gabel im oberen Sprunggelenk mit Bonebruise im Knochen. Das zu starke abkippen des Talus ergibt eine hohe, punktuelle Belastung im oberen Sprunggelenk, durch welche der Patient dann auch an der Innenseite im Gelenk Beschwerden und Schmerzen verspürt.

Screening Prozess

Ziel ist es, das Problem und die Verletzten Strukturen zu identifizieren wie auch Red Flags (schwerwiegende Verletzungen wie Frakturen) zu erkennen. Passen die Symptome zu bekannten klinischen Zeichen einer Knöchelverstauchung?

Ist es eine akute Verstauchung durch ein Unfall? Oder liegt das Problem in einer chronischen bzw. funktionellen Instabilität? Um eine Fraktur nach einem akuten Unfall zu erkennen oder auszuschliessen, helfen einem die Ottawa Ankle Rules. Diese haben eine nahezu 100% Sensitivtät (Die Sensitivität eines diagnostischen Tests gibt an, bei wie vielen erkrankten Patienten die jeweilige Krankheit durch den Test tatsächlich erkannt wird), jedoch nur eine massige (25-50%) Spezifizität (gibt bei einer medizinischen Diagnose den Anteil der Gesunden an, bei denen auch festgestellt wurde, dass keine Krankheit vorliegt).

Die Ottawa Ankle Rules besagen:
  1. Kann der PatientNicht vier Schritte direkt nach dem Verletzungsgeschehen gehen oder

  2. er eine erhöhte lokale Knochenempfindlichkeit im Bereich der hinteren Kanten oder Spitzen der Malleolen (Knöchels) an 4 Palpationspunkten verspürt oder

  3. er eine erhöhte Knochenempfindlichkeit im Bereich Os naviculare oder Basis Os metatarsale V verspürt

ist eine ärztliche Kontaktaufnahme mit Röntgenaufnahme indiziert.

Diagnostischer Prozess

Das Ziel des physiotherapeutischen Untersuch und Diagnostik ist anhand medizinscher und anderen Informationen die Frage zu beantworten, ob Physiotherapie die auslösenden und behindernden Faktoren, welche zu diesem medizinschen gesundheitlichen Problem des Patienten führten, beeinflussen und verändern lassen, und vom Physiotherapeuten bestätigt werden.

Der diagnostische Prozess sollte in einer physiotherapedutischen Diagnose resultieren / münden!

Der Therapeut untersucht und bestimmt Aktualität und Schweregrad der Verletzung des Kapsel-Band-Apparates in Bezug zu Anamnese und Untersuch. Zum funktionellen Untersuch gehören aktive Tests (aktive Beweglichkeit, kann Gewicht auf den Fuss gebracht werden), wie auch passive und palpatorische Tests. Mit Hilfe dieser sollte differentialdiagnostisch evaluiert werden, welche Strukturen verletzt sind (Muskel, Sehne, Knorpel oder Kapsel-Band-Apparat).

Danach sollte dem Therapeuten auch klar sein, in welcher Heilungsphase sich das Gewebe befindet und ob ein normaler oder von der Norm abweichender Heilungsprozess stattfindet. Dies ermöglicht eine Prognose und gibt Hinweise über physiotherapeutische Möglichkeiten.

Therapie

Wir empfehlen schnellstmöglich (innerhalb von 5 Tagen bis zu einer Woche) mit physiotherapeutischen Massnahmen zu beginnen.

Die Therapie unterscheidet sich nach Aktualität und Zustand (Wundheilungsphase) des Gewebes, wie auch dem Beschwerdebild des Patienten.

In der akuten Phase (0 – 3 Tage nach Unfall) sind schmerzmildernde und abschwellende Techniken indiziert. Abhängig von den Schmerzen macht eine Teilbelastung und ein Hochlagern des verletzten Fusses in dieser Zeit Sinn! Auch eine Kompressionsbandage bei grosser Schwellung kann in diesem Anfangsstadion in Erwägung gezogen werden. Trotzdem sollte der Fuss und die Zehen soweit möglich schmerzfrei aktiv bewegt werden.

Ein sehr wichtiger Bestandteil aller Behandlungen ist auch die Aufklärung und Information des Patienten!

Je nach Schweregrad und Heilungszustand gilt es in weiteren Schritten, die Funktionalität und Aktivität wieder anpassend aufzunehmen und schmerzabhängig zu steigern. Man beginnt mit funktionellen Übungen mit dem Ziel, das normale Bewegungsausmass wieder zu erreichen und die Stabilität und Koordination des Fusses zu fördern, wie auch ein normales gehen zu erreichen.

Mit der Zeit kommen Übungen dazu, welche die Kraft des Fusses fördern und die Proprioception verbessern.

Wie in unserem Blog über die Wundheilung bereits erklärt, gibt es keine schnellere Heilung als eine Optimale! Wir bei BodyLab haben das Wissen, Sie als Patient bei Verletzungen des Bewegungsapparates und des muskulo-skeletalen Systems optimal zu unterstützen und zu begleiten. Um Ihre Schmerzen zu lindern und um Verzögerungen und Komplikationen (wie Infekte, spätere Defizite) frühzeitig zu erkennen bzw. zu verhindern. Für ein optimales, schnellstmögliches und bestes Ergebnis.


Wenn Sie uns brauchen, wir sind gerne für Sie da!

Ihr BodyLab Team – Ihre Spezialisten nach körperlichen Verletzungen

Osteopathie und Physiotherapie | Rehabilitation und Training

Zürich Altstetten


Literaturhinweise / Guidelines

KNGF-Guideline for Physical Therapy in patients with acute ankle sprain

Supplement to the Dutch Journel of Physical Therapy, Volume 116 / Issue 5 / 2006

KNGF-Flowchart for Physical Therapy in patients with acute ankle sprain / functional instability

Titelbildnachweis

HarrygouvasANKLE SPRAIN 02bCC BY-SA 3.0
Harrygouvas   


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