Sklerodermie - ein kurzer Einblick
12. August 2018
Am Ende meines Studiums habe ich mich mit der Sklerodermie auseinandergesetzt. Eine Krankheit die nicht weit verbreitet, aber aufgrund ihrer Symptomatik sehr interessant für eine physiotherapeutische oder osteopathische Behandlung ist.
Im Folgenden wird ein kleiner Einblick über die Krankheit gegeben. Wer sich tiefgründiger mit dem Thema auseinandersetzen möchte oder selber betroffen ist, der kann sich gerne meine Masterarbeit durchlesen oder mit mir in Kontakt treten.
Was ist Sklerodermie
Die Sklerodermie (griechisch „skleros“ = hart; „derma“ = Haut) ist eine Erkrankung des Bindegewebes, bei der es zu einer Proliferation der Kollagenfasern und damit einhergehender Verhärtung des Bindegewebes kommt.

Sklerodermie Angiokeratom Mohammad2018, Angiokeratoma meibelli, CC BY-SA 4.0
Die Autoimmunerkrankung zählt zur Gruppe der Kollagenosen, bei der hauptsächlich zwei verschiedene Formen beschrieben werden:
Die nicht lebensbedrohliche zirkumskripte Sklerodermie mit einer Beschränkung der Symptome auf verschiedene Hautareale, die meistens nach einigen Jahren spontan ausheilen
Die deutlich gefährlichere systemische Sklerodermie mit einem zusätzlichen Befall der inneren Organe wie Herz, Lunge, Darm und Nieren.
Pathophysiologie
Ursprung der grossen symptomatischen Diversität sind Microangiopathien, das heisst Erkrankung der kleinen Blutgefässe. Man kann sich das wie eine spezielle Form der Arteriosklerose vorstellen, bei denen die Blutgefässwände durch die Hyperproliferation der Kollagenfasern starr und undurchlässig werden. Folgen sind vaskuläre Erkrankungen (Blutgefässerkrankungen) und dadurch auch Organerkrankungen welche schlussendlich zum Tod führen können, meist durch kardiovaskuläre Komplikationen.
Neben endothelialen Dysfunktionen gelten als entscheidende Krankheitsfaktoren eine erhöhte Aktivität des Immunsystems wie auch der Fibroblasten.
Letztere führen zu einer erhöhten Akkumulation von Kollagenfasern im Bereich der Dermis und einer damit verbundenen Verdickung und Verhärtung des Bindegewebes.
Wie stark das Immunsystem an der Entwicklung der Krankheit beteiligt ist und ob es eine primäre oder sekundäre Rolle spielt ist bis dato nicht sicher geklärt.
Neuste Studien zeigen aber, dass vor allem drei Zelltypen (Endothelialzellen, Fibroblasten und Lymphozyten T und B) massgeblich am Ausbruch und der Entwicklung der Krankheit beteiligt sind und sich gegenseitig mittels Wachstumsfaktoren und Zytokinen stimulieren.
Trotzdem bleiben grosse Teile der Pathophysiologie ungeklärt und sind aktuell Gegenstand wissenschaftlicher Studien.
Physiotherapeutische und osteopathische Therapiemöglichkeiten
Neben diesen vaskulären Komplikationen, die auf lange Sicht die bedrohlichsten Manifestationen darstellen, treten weitere Beschwerden auf, die jedoch physiotherapeutisch oder osteopatisch meistens gut behandel- und therapiebar sind.
Die Behandlungen sind vor allem Symptom bezogen und haben somit das Ziel, Beschwerden zu lindern und im besten Fall den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen.
Im Folgenden ein kleiner Einblick unserer Therapiemöglichkeiten:
Vermindertes Lungenvolumen durch verminderte Elastizität des Brustkorbs: Verschlechterte artikuläre Beweglichkeit können mittels Mobilisation des Brustkorbes sowie der betreffenden Gelenkanteile verbessert werden
Weiteres Aufdehnen kalzifizierender Gelenkanteile (vor allem im Bereich der Hände und Schultern): Die faszialen Strukturen werden zur Grundlage einer effektiven Behandlung
Verminderte Hautelastizität: Diese kann ebenfalls durch Mobilisationen, Dehnungen sowie Bindegewebs-Massagen verbessert werden
Gastrointestinale sowie renale Beschwerden (z.B. Ösophagaler Reflux): können mittels viszeraler osteopathischer Behandlung gelindert werden
Muskulärer Hypertonus und Retraktionen: können mittels Massage, Triggerpunktbehandlung und Dryneedling behandelt werden
Rekonditionierung des Patienten: mittels angepasstem Übungsprogramm und Training
Das Spektrum weiterer Behandlungsmöglichkeiten ist gross und auf viele andere Krankheitsbilder im Bereich der Rheumatologie übertragbar.
Neben unseren Therapiemöglichkeiten bildet die Grundlage einer guten Behandlung eine ausführliche ärztliche und psychologische Betreuung. Viele Patienten brauchen Zeit, um die Diagnose zu verarbeiten und die Krankheit zu akzeptieren.
Ein ausführliches Interview, um einen kleinen Einblick in das Leben eines Sklerodermiepatienten zu bekommen, sowie eine deutlich weiterzugehendere Befassung mit dem Thema finden sie in der verlinkten Endarbeit.
Wenn Sie uns brauchen, wir sind gerne für Sie da!
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Titelbild-Nachweis

Leith C Jones at English Wikipedia, MercMorphea, CC BY 3.0, Details auf Wikimedia Commons