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Meniskusverletzungen bei arthrotischem Knie: Arthroskopie ja oder nein?

7. August 2018

Meniskusverletzungen bei arthrotischem Knie: Arthroskopie ja oder nein?
Meniskusverletzungen bei arthrotischem Knie: Arthroskopie ja oder nein?
Meniskusverletzungen bei arthrotischem Knie: Arthroskopie ja oder nein?

Oft zeigen moderne Bildgebungsverfahren wie MRI’s Meniskus Verletzungen bei Menschen mittleren oder älteren Alters, welche an Osteoarthrithis und Knieschmerzen leiden. Bei Knieproblemen und Knieschmerzen mit arthrotisch-degenerativen Veränderungen in Kombination mit Meniskus-Zeichen /-Symptomen ist der arthroskopisch-operative Eingriff am Meniskus weitverbreitet und schulmedizinisch oft die erste Wahl. Laut Literatur werden schätzungsweise weltweit 4 Millionen Kniearthroskopien jährlich gemacht.

Als Manualtherapeut stellt man sich natürlich oft die Frage, ob eine Operation wirklich immer direkt notwendig ist. Und wieviel besser es danach geht. Hat es sich gelohnt? Was genau ist oder hat sich verbessert? Auf was kann man durch einen operativen Eingriff am meisten Einfluss nehmen?

 Diese Fragestellung ist nicht ganz einfach zu beantworten. Denn natürlich können Knieschmerzen viele und verschiedene sich gegenseitig beeinflussende Ursachen haben. Und es ist nicht einfach, die klinischen Symptome von Meniskusläsionen und Osteoarthritis zu unterscheiden. [1]

In der schulmedizinischen Wissenschaft werden anhand von klinischen Untersuchungen und Studien verschiedene Interventionen oder Behandlungsmethoden auf ihre Wirksamkeit untersucht. Dabei ist darauf zu achten, dass man keine Äpfel mit Birnen vergleicht: es sollten also nur gleiche Verletzungen miteinander verglichen werden.

Deshalb ist die richtige medizinische Diagnose zu Beginn das Wichtigste: ist diese falsch oder wird falsch interpretiert, so ist auch das Ergebnis nicht gewährleistet, da unter Umständen eine ungeeignete Therapieform gewählt wird. Diese Punkte erschweren in der Medizin saubere, exakte und somit aussagekräftige Studien zu erheben.

Henry Vandyke Carter Henry Gray, Gray348-de, als gemeinfrei gekennzeichnet

Zudem steht der Mensch im Mittelpunkt dieser Studien. Und jeder einzelne Mensch bringt seine eigenen physiologischen Voraussetzungen mit sich, welche eine genaue Prognose betreffend Heilungsverlauf, sei es nach einer Verletzung oder einer Operation, beeinflussen. Daher braucht es klare und richtige Ein- wie auch Ausschluss-Kriterien der zu vergleichenden Probanden (Diagnose, Alter, Geschlecht, Ausmass der Beschwerden, Ausmass der Bewegungsfreiheit, Dauer der Beschwerden, etc.), eine genügend grosse und somit aussagekräftige Fallpopulation (mit einer entsprechenden Vergleichskohorte) und dann auch noch die richtig angewendeten statistischen Techniken und Mitteln, damit eine evidenzbasierte Empfehlung gegeben werden kann.

Wir von BodyLab Osteopathie und Physiotherapie haben in der medizinischen Literatur nach Reviews und Meta-Analysen gesucht, um uns ein Bild der heutigen Studienlage zu machen. Wir haben uns mit vier Papers befasst, welche sich ausschliesslich mit degenerativen Veränderungen des Knies befassen (also nicht traumatische Verletzungen!).

Vorweg kann gesagt werden, dass die Studien keine eindeutigen Resultate hervorbringen. In unserem konkreten Fall ist es (wie bereits erwähnt) nicht immer einfach, Meniskusprobleme von degenerativen arthrotischen Knieproblemen zu unterscheiden und zu diagnostizieren. [1]

Anhand unserer Papers scheint bei Meniskusverletzungen eines arthritischen bzw. degenerativ veränderten Knies folgende Evidenz zu herrschen:

  1. In Bezug zu Schmerzen und Beweglichkeit gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen einem arthroskopischen Eingriff und der konservativen Behandlung durch Physiotherapie in Bezug auf Langzeitergebnisse. [2]

  2. Es scheint, dass es keinen eindeutigen Nutzen durch einen arthroskopischen Eingriff im Vergleich zu konservativer Behandlung mit Physiotherapie gibt. [3, 4]

  3. Ein konservativer Ansatz soll als Erstbehandlung gelten. Eine Operation nach Beginn der Physiotherapie zu einem späteren Zeitpunkt hat keinen negativen Einfluss auf den langfristigen Verlauf und verzögert den Heilungsverlauf nicht [4]

  4. Allerdings scheint es, dass gewisse beitragende Faktoren das Ergebnis einer Kniearthroskopie bei degenerativen Meniskusverletzungen deutlich negativ beeinflussen: beispielsweise die Dauer der Schmerzen (> 1 Jahr), Beteiligung von Kniearthrose und wie gross der zu entfernende Teil des Meniskus ist. [5]

Degenerative Veränderungen (Arthrose und Arthritis) welche altersbedingt vorkommen sind eine der Hauptdiagnosen und eine sehr häufige Ursache für Knieschmerzen. Und wie bereits gesagt, es ist nicht einfach, die klinischen Symptome von Meniskusläsionien und ostreoarthritis zu unterscheiden. [1]

Dies gilt es zu berücksichtigen, da bei Arthrithis durch die anatomische Nähe und die Funktion der Menisken (siehe unser Blog Meniskus) meistens auch diese in Mitleidenschaft gezogen und geschädigt werden, bzw. die ganze Funktionseinheit eines betroffenen Gelenkes (alles was dazugehört) betroffen ist. Oft treten nämlich (altersbedingte) Veränderungen des Meniskus Hand in Hand mit Kniearthrose auf!

Ein konservativer Ansatz mit dem Ziel der vollständigen Mobilität des Kniegelenkes sowie einem Aufbautraining der Muskulatur bildet oft den Grundstein eines positiven Verlaufes, auch wenn dieser durch einen operativen Eingriff unterbrochen wird. Deshalb empfehlen wir als Physiotherapeuten und Osteopathen wenn immer möglich mit dem konservativen Ansatz zu starten und nicht zu schnell oder zu früh sich einer Operation zu unterziehen.

 

Wenn Sie uns brauchen, wir sind gerne für Sie da!

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Osteopathie und Physiotherapie | Rehabilitation und Training

 Zürich Altstetten


Literaturhinweise

[1]  The role of the meniscus in knee osteoarthritis: a cause or consequence?

Englund M, Guermazi A, Lohmander SL

Radiol Clin North Am 2009; 47:703–712.

[2] Knee arthroscopy versus conservative management in patients with degenerative knee disease: a systematic review.

Brignardello-Petersen R, Guyatt GH, Buchbinder R, Poolman RW, Schandelmaier S, Chang Y, Sadeghirad B, Evaniew N, Vandvik PO.

BMJ Open. 2017 May 11;7(5):e016114. doi: 10.1136/bmjopen-2017-016114.

[3] Arthroscopic surgery for degenerative tears of the meniscus: a systematic review and meta-analysis.

Khan M1, Evaniew N, Bedi A, Ayeni OR, Bhandari M

CMAJ. 2014 Oct 7;186(14):1057-64. doi: 10.1503/cmaj.140433. Epub 2014 Aug 25.

[4] The METEOR trial: no rush to repair a torn meniscus.

Hwang YG, Kwoh CK

Cleve Clin J Med. 2014 Apr;81(4):226-32. doi: 10.3949/ccjm.81a.13075.

[5] Can we predict the clinical outcome of arthroscopic partial meniscectomy? A systematic review.

Eijgenraam SM, Reijman M, Bierma-Zeinstra SMA, van Yperen DT, Meuffels DE.

Br J Sports Med. 2018 Apr;52(8):514-521. doi: 10.1136/bjsports-2017-097836. Epub 2017 Nov 28.


Titelbild-Nachweis

Henry Vandyke Carter Henry GrayGray352, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

Sämtliche hier verwendete Bilder wurden als gemeinfrei gekennzeichnet, weitere Details auf Wikimedia Commons.


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